Im Südosten von Oberbayern entsteht in den nächsten Jahren eine Gewerbequartier, das höchsten ökologischen Standards entsprechen soll. Für den Projektentwickler GreenRock hat Ampeers Energy von Februar bis Juni 2022 nicht nur anhand von Simulationsanalysen eine optimale Wärmeversorgung ermittelt. Ebenso sollte aufgezeigt werden, wie lokal produzierte Stromüberschüsse genutzt und der Eigenverbrauch erhöht werden konnte. Mit dabei wurden die Potenziale von Wasserstoff bewertet.
Für die strombasierte Wärmeversorgung standen drei Szenarien zur Wahl. Ein dezentrales Konzept überzeugte letztlich mit der besten Rendite und der kürzesten Amortisationszeit: Jedes Gebäude verfügt über eine eigene Luftwärmepumpe und ist wärmeseitig nicht mit den anderen Gebäuden verbunden. Luftwärmepumpen sind im Vergleich zu Erdwärmepumpen nicht nur mit weniger Investitionen verbunden, da keine Bohrungen nötig sind. Aufgrund des geringeren Wärmebedarfs und des niedrigen Temperaturniveaus der Neubauten passen sie auch perfekt ins Gesamtkonzept einer nachhaltigen Energieversorgung. Das dezentrale Szenario hat zudem den Vorteil, dass sich die einzelnen Liegenschaften besser zeitlich versetzt vermarkten lassen.
„Um die Herausforderungen der Energiewende zu meistern, sind dezentrale Lösungen gegenüber zentralen Lösungen ein Ansatz, um dem großen Ziel schnell einen Schritt näher zu kommen“, so Gabriele Schmiedel, Geschäftsführerin von Green H2. GreenRock, eine inhabergeführte, mittelständische Firmengruppe mit Sitz im oberbayerischen Traunstein, ist spezialisiert auf energieoptimiertes Bauen für Wohn- und Gewerbegebäude, große PV-Anlagen für Freiland und Aufdach sowie intelligente Stromspeicher. Seit Sommer 2021 gehört die Green H2 GmbH zur Firmengruppe und erweitert das Portfolio mit Wasserstoff als Energieträger.
Simulationsanalysen zeigen, dass das Gewerbequartier in den Sommermonaten Strom im Überfluss haben wird: Die Aufdach-PV-Anlagen erzeugen im Jahr über sieben Gigawattstunden Strom; der Eigenverbrauch liegt voraussichtlich im einstelligen Bereich. Das Team von Ampeers Energy konnte darlegen, dass sich der Eigenverbrauch durch Mieterstrom – bei einer Mieterstromdurchdringung von 100 Prozent – versechsfachen lässt.
Auch Wasserstoff spielt eine Rolle
Nach der Vermarktung des Mieterstroms steht weiterhin über die Hälfte des PV-Stroms zur freien Verfügung. Um den Eigenverbrauch zu steigern, wurde die Produktion von Wasserstoff näher in den Blick genommen. Für Wasserstoff gibt es im Gewerbequartier mehrere Nutzungsmöglichkeiten: zum einen eine stationäre Brennstoffzelle zur Rückverstromung im Winter und Nutzung der Abwärme, zum anderen die direkte Nutzung zur Wärmegewinnung über Wasserstoff-Dunkelstrahler oder für Mobilitätsanwendungen.
Ampeers Energy konnte simulieren, dass der Eigenverbrauch von 38 auf 47 Prozent steigt, wenn an der größten PV-Anlage im Quartier ein Elektrolyseur angeschlossen wird. Zusätzlich ist ein saisonaler Speicher nötig, da die PV-Stromerzeugung übers Jahr hinweg schwankt. „Aktuell rechnet sich die Produktion von Wasserstoff noch nicht“, schlussfolgert Martin Gehbald, Experte für Energiewirtschaft und Erneuerbare Energien bei Ampeers Energy. Im Gesamtkonzept sei Wasserstoff daher eher als Ergänzung zu sehen, um Stromüberschüsse sinnvoll zu nutzen. (sg)