01.08.2023 – Der Industriestrompreis ist im Vergleich zum Vorjahr zwar im Schnitt um 20,5 Prozent gesunken. Dennoch liegt er nach wie vor deutlich über dem Niveau von vor dem Ukrainekrieg. Insgesamt ist der Strompreis für Industriekunden seit Ausbruch des Krieges im Frühjahr 2022 um mehr als das Achtfache angestiegen. Zu diesen Ergebnissen kommt der Bundesverband der Energie-Abnehmer (VEA) in seinem halbjährlichen Strompreisvergleich.
Für seinen Preisvergleich betrachtet der VEA 50 große deutsche Netzgebiete, die den Großteil des deutschen Stromnetzes abdecken. Demnach finden sich die höchsten Preise bei Schleswig-Holstein Netz (26,03 Cent/kWh) und Edis in Brandenburg (24,81 Cent/kWh). Die drei günstigsten netzgebiete hierzulande finden sich hingegen bei den Stadtwerken Kiel (20,72 Cent/kWh), der Netrion mit Sitz in Mannheim (21,08 Cent/kWh) und der Rheinischen Netzgesellschaft aus Köln (21,18 Cent/kWh). Die Differenz zwischen dem preisgünstigsten und dem teuersten Anbieter beträgt damit 25,6 Prozent beziehungsweise 5,30 Cent/kWh. Eine vollständige Übersicht der 50 Netzgebiete hat der VEA online veröffentlicht.
Darüber hinaus betont der VEA, dass es für die Unternehmen künftig zunehmend schwieriger wird, Lieferangebote zu erhalten – und das selbst dann, wenn sie bereit sind, mit einem Vertragsneuabschluss höhere Preise zu zahlen. VEA-Hauptgeschäftsführer Volker Stuke dazu: „Wegen der Unsicherheiten im Großhandel priorisieren viele Energielieferanten derzeit nicht das Neukundengeschäft, einige Anbieter haben es sogar ganz eingestellt.“ In der Folge müssten sich Industriekunden auf deutliche Verschlechterungen im Rahmen der Vertragsbedingungen einstellen. „Das können beispielsweise häufigere Zahlungen in Vorkasse oder nur sehr geringe Mengentoleranzen sein“, so Stuke weiter.
Nicht im VEA-Strompreisvergleich berücksichtigt sind die Auswirkungen der Strompreis-Bremse, da diese auf 2023 beschränkt sein wird. Die Komplexität der Regularien führt außerdem dazu, dass viele Kunden in diesem Segment nicht von ihr profitieren werden.