29.08.2023 – Wer ein Elektroauto fährt, möchte es möglichst unkompliziert und schnell aufladen können. Immer mehr Menschen tun dies an einer Wallbox am Arbeitsplatz. Solche Ladestationen werden primär an die Nieder- und Mittelspannungsebene des Stromverteilnetzes angeschlossen, was die Belastung des gesamten Stromnetzes verändert. Die Verteilnetze und die Netzanschlüsse der meisten Gewerbeimmobilien sind jedoch nicht für die Anforderungen zunehmender Elektromobilität ausgelegt. So kann es zu teuren Lastspitzen und im schlimmsten Fall zur Überlastung des gesamten Stromnetzes kommen. Um das zu vermeiden, wurde SMARTcharge von Weidmüller entwickelt. Das neue Lastmanagementsystem soll für eine optimale Verteilung des vorhandenen Stroms sorgen.
Intelligentes System
Das intelligente Lastmanagement berücksichtigt automatisch alle Verbraucher in einem Gebäude und wurde vor allem im Hinblick auf die Nutzerfreundlichkeit entwickelt. „Der vorhandene Strom wird zwischen den angeschlossenen Wallboxen verteilt, sodass Elektrofahrzeuge im Handumdrehen geladen sind, ohne das Netz zu überlasten“, sagt Christian Deppermann, Business Development Manager e-Mobility bei Weidmüller, und ergänzt: „Das ist besonders für Mitarbeiterparkplätze interessant, wo oft mehrere Fahrzeuge gleichzeitig geladen werden müssen.“
SMARTcharge ermöglicht vor diesem Hintergrund ein zuverlässiges Lastmanagement für bis zu 50 Wallboxen und lässt sich individuell an die Anforderungen vor Ort anpassen. Nutzerfreundlich gestaltete Monitoring- und Verwaltungstools erhöhen die Übersicht und erleichtern die Steuerung des gesamten Ladenetzwerks. Der Business Development Manager e-Mobility erklärt: „Die Installation von SMARTcharge ist simpel. Unser Installationsassistent gibt genau vor, was zu tun ist. So ist das System ruckzuck eingerichtet und einsatzbereit. Ganz ohne Programmierkenntnisse.“ Dank der komfortablen Remote-Steuerung von SMARTcharge behält der Nutzer via Fernzugriff alles unter Kontrolle – von der einfachen Statusabfrage bis hin zur Steuerung und Priorisierung von Ladevorgängen.
Statisches oder dynamisches Lastmanagement
Um SMARTcharge optimal an die individuellen Erfordernisse vor Ort anpassen zu können, kann zwischen einem statischen und einem dynamischen Lastmanagement gewählt werden. „Beim statischen Lastmanagement wird im Vorfeld festgelegt, wie viel Ladestrom für alle Ladepunkte maximal bereitsteht“, erläutert Michaela Amedick, Head of Product Management bei Weidmüller. Dieser Wert errechnet sich aus dem verfügbaren Strom des Hausanschlusses abzüglich des Strombedarfs aller Verbraucher im Gebäude. Der verfügbare Ladestrom wird dann unter den Ladepunkten aufgeteilt. Einzelne Ladestationen oder Ladevorgänge können dabei priorisiert werden.
Beim dynamischen Lastmanagement werden Verbrauchsschwankungen im Gebäude automatisch berücksichtigt. Die Menge des Stroms, der zum Laden von Elektrofahrzeugen bereitsteht, wird flexibel angepasst und zwischen allen Ladepunkten verteilt. „Hierbei setzen wir einen Energiezähler ein, der den Summenstrom im Gebäude ermittelt und den Ladestrom für die Wallboxen kontinuierlich neu berechnet. Wird zum Beispiel die Klimaanlage im Gebäude eingeschaltet, reduziert sich die Ladeleistung automatisch. Schaltet man sie wieder aus, erhöht sich auch der Ladestrom“, beschreibt Michaela Amedick die Funktion. Auf diese Weise soll die Energie effizient genutzt und ein schnelles Laden der Fahrzeuge sichergestellt werden.
Integration von Photovoltaikanlagen
Viele gewerbliche Besitzer von PV-Anlagen möchten den von ihnen produzierten Strom gerne auch zum Laden ihrer Fahrzeuge nutzen. So lässt sich der externe Stromverbrauch deutlich reduzieren, was Kosten einspart und den Betrieb der PV-Anlage noch lohnender macht. „Wir haben bei der Entwicklung von SMARTcharge darauf geachtet, dass man Photovoltaikanlagen besonders leicht in das Lastmanagementsystem integrieren kann – unabhängig davon, von welchem Hersteller die PV-Anlage stammt. So lässt sich der PV-Überschuss komfortabel nutzen“, erläutert Michaela Amedick die Vorteile.
Mit SMARTcharge lassen sich darüber hinaus gemeinschaftlich nutzbare Ladeinfrastrukturen für E-Fahrzeuge aufbauen und verwalten. Das ist besonders interessant für Mieter oder Eigentümer in Gewerbeimmobilien mit mehreren Parteien. Bis zu 50 AC-SMART-Wallboxen von Weidmüller können in ein Gebäudenetz integriert werden, ohne zwingend eine kostspielige Erweiterung des Netzanschlusses durchzuführen. Die Nutzer können sich an den Wallboxen ganz einfach anhand eines RFID-Tags authentifizieren. So können Ladevorgänge gezielt zugeordnet werden.
Für Gewerbebetriebe, Hotels und Restaurants bietet SMARTcharge noch eine weitere Besonderheit: die Fernsteuerung von Ladepunkten. Sie ermöglicht es, Ladevorgänge nach Belieben zu priorisieren, zu starten oder zu stoppen – zum Beispiel, wenn ein Fahrzeug schneller als die anderen zur Weiterfahrt bereitstehen soll. „Wer möchte, kann seinen Kunden und Besuchern zum Laden auch den selbst erzeugten Strom aus der PV-Anlage bereitstellen“, sagt Christian Deppermann und fügt hinzu: „Die Freigabe des Ladevorgangs kann ganz einfach über das Dashboard erfolgen.“