15.11.2023 – Damit Traktoren künftig leichter ins Elektrozeitalter wechseln können, zeigen Forschende der Technischen Universität München (TUM), wie ein möglicher Entwicklungsbaukasten für Elektrotraktoren aussehen könnte.
Während die Elektrisierung auf Asphalt immer weiter voranschreitet, scheint dieser Fortschritt auf dem Acker bisher etwas steckengeblieben. So werden Traktoren und Landmaschinen weiterhin flächendeckend mit Diesel betrieben, da ein Umstieg auf elektrische Flotten in der Landwirtschaft mit verschiedenen Herausforderungen wie Kostendruck oder fehlendem Zugang zur Technologie verbunden ist. Um Landmaschinenproduzenten markenübergreifend bei der Entwicklung neuer Traktoren-Konzepte zu unterstützen, haben Forschende der TUM das Projekt TUMtrac ins Leben gerufen. Dieses wurde nun auf der Fachmesse Agritechnica vorgestellt.
Bedarfsgerecht zusammensetzbar
Der auf der Fachmesse ausgestellte Funktionsträger zeigt, wie ein Gesamtkonzept des E-Traktors später einmal aussehen könnte. Das Besondere: Der modulare Aufbau kann je nach Anwendungsgebiet individuell angepasst werden. Basis des Traktors ist immer eine einheitliche Bodengruppe. Ergänzt wird diese durch eine Wechselbatterie, die je nach Einsatzgebiet vorne oder hinten am Fahrzeug angebracht werden kann. Diese soll nicht nur als Stromquelle dienen, sondern gleichzeitig Gegengewicht für Anbaugeräte wie Mähwerke oder Schneepflüge sein. Zudem reduziert der Wechselakku das Fahrzeuggewicht, da er kleiner als eine fest eingebaute Batterie sein kann und so nur der Strom mitgeführt wird, der auch tatsächlich benötigt wird. Auch selbst erzeugter Strom aus Sonne und Wind könne mit dem Wechselakku übergangsweise gespeichert werden. Ein echter Mehrwert für den landwirtschaftlichen Betrieb, wie Prof. Markus Lienkamp, Leiter des Lehrstuhls für Fahrzeugtechnik an der TUM, findet. „Was im Pkw-Bereich aktuell noch eine Randerscheinung ist, können wir im Agrarsektor gezielt für die Auslegung unseres Traktorensystems nutzen.“
Ganzheitliches Projekt
Ergänzend zur Entwickelung der Hardware arbeitet das Forschungsteam an einer Software, die nahtlos in das Projekt integriert werden kann. Ziel des ganzheitlichen Ansatzes ist es, der immer komplexer werdenden Arbeitsrealität in der Landwirtschaft gerecht zu werden und eine flexible Anpassung an die sich ständig ändernden Rahmenbedingungen in der Landwirtschaft zu ermöglichen.
„Wir sehen die Möglichkeit der Elektrifizierung vor allem bei Traktoren, die zwar viele Arbeitsstunden abzuleisten haben, dabei aber konstante Leistung liefern müssen“, sagt Korbinian Götz, Projektleiter des Forschungsprojekts am Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik der TUM. Aus diesem Grund konzentriert sich das Projekt vor allem auf kleine bis mittelgroße Traktoren, wie sie beispielsweise im Obstbau eingesetzt werden. Besonders gut geeignet soll das Baukastensystem für Traktoren mit einer Jahresbetriebszeit von über 1.000 Stunden sein. (pms)