06.06.2023 – Wie kann Glas umweltfreundlich hergestellt werden? Antworten soll ein neues Projekt liefern, welches durch das BMWK-Programm „Dekarbonisierung in der Industrie“ gefördert wird.
Das Kompetenzzentrum Klimaschutz in energieintensiven Industrien (KEI) unterstützt durch das Förderprogramm „Dekarbonisierung in der Industrie“ ein Projekt zur umweltfreundlichen Umgestaltung der Glasproduktion. In Deutschland wird in diesem Rahmen erstmals eine großtechnische Hybrid-Schmelzwanne zur weitgehend CO2-freien Herstellung von Behälterglas errichtet. Dieser Schritt trägt dazu bei, die Treibhausgasemissionen in der energieintensiven Industriebranche nachhaltig zu reduzieren. Das Unternehmen Ardagh Glass GmbH hat den Zuwendungsbescheid für das Projekt „NextGen Furnace“ in Höhe von etwa 12,3 Millionen Euro persönlich vom Parlamentarischen Staatssekretär des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), Stefan Wenzel, erhalten. Das Investitionsvorhaben wird im Rahmen des BMWK-Programms zur Dekarbonisierung in der Industrie durchgeführt, das vom KEI betreut wird.
Mit der feierlichen Übergabe des Zuwendungsbescheids am Standort Obernkirchen (Niedersachsen) wurde das Projekt Mitte Mai 2023 offiziell gestartet. Ardagh investiert die Fördermittel, um die eingesetzte Schmelztechnologie im industriellen Maßstab zu demonstrieren. Durch die Umstellung von konventioneller Erdgasproduktion auf einen teilweise elektrisch beheizten Prozess mit Grünstrom können die prozessbedingten Emissionen dauerhaft um 60 Prozent reduziert werden. Robert Dünnwald, Koordinator Projektförderung im KEI, betont bei der Übergabe des Förderbescheids: „Wir freuen uns, dass das Investitionsprojekt der Glasindustrie, ‚NextGen Furnace‘, nun eine Förderung im Rahmen des Dekarbonisierungsprogramms erhält. Durch die teilweise Elektrifizierung mit Grünstrom wird der CO2-Ausstoß reduziert und gleichzeitig die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten verringert.“
Im geförderten Projekt wird Ardagh im Laufe des Jahres eine Anlage zur CO2-armen Behälterglasschmelze errichten und anschließend erproben. Insgesamt werden rund 30,9 Millionen Euro in die hauptsächlich elektrisch beheizte Hybrid-Schmelzwanne am Standort Obernkirchen investiert, was im industriellen Maßstab für diesen Sektor eine Premiere darstellt. Die Anlage, die bisher mit Sauerstoff-Erdgas beheizt wurde, wird zukünftig zu 80 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben. Die Herausforderung besteht darin, die hohen Anforderungen an die Glasqualität für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie sowie die pharmazeutische Industrie zu erfüllen. Durch das klimafreundliche Verfahren werden die zentralen Parameter und verwendeten Materialien erstmals unter realen Bedingungen demonstriert.
Die Glasindustrie zählt zu den energieintensiven Industriezweigen in Deutschland und verursachte im Jahr 2021 rund 3,7 Millionen Tonnen CO2-Emissionen. Der Schmelzprozess bei der Herstellung von Hohlglasbehältern verursacht den größten Anteil des Energiebedarfs. In feuerfesten Wannen werden die Glasrohstoffe bei Temperaturen von bis zu 1.600 Grad Celsius geschmolzen, wobei bisher hauptsächlich Erdgas als Brennstoff verwendet wurde. Durch die Elektrifizierung des Prozesses in Kombination mit einem verstärkten Einsatz von recyceltem Glas können im Vergleich zur herkömmlichen Behälterglasschmelze etwa 60 Prozent der CO2-Emissionen eingespart werden.
Das Projekt wird durch das Bundeswirtschaftsministerium im Rahmen des Programms „Dekarbonisierung in der Industrie“ mit rund 12,3 Millionen Euro gefördert, um den ökologischen Fußabdruck eines zentralen Teils der Glasherstellung zu reduzieren. Das BMWK unterstützt damit die energieintensive Industrie bei der dauerhaften Reduzierung der prozessbedingten Treibhausgasemissionen und stellt Mittel für Investitionskosten bereit, um die Dekarbonisierung voranzutreiben. Das Vorhaben wird zudem durch die Europäische Union über den Fonds „NextGenerationEU“ kofinanziert, was entscheidend zur Erreichung des in Deutschland gesetzlich verankerten Ziels der Klimaneutralität bis 2045 beiträgt. Das Kompetenzzentrum Klimaschutz in energieintensiven Industrien, ansässig in Cottbus (Brandenburg), fungiert als Hauptansprechpartner für das BMWK-Programm.
Ein interdisziplinäres Team des KEI, bestehend aus technischen und wirtschaftlichen Experten, begleitet das gesamte Förderverfahren und unterstützt Unternehmen von der ersten Idee bis hin zum förderfähigen Projektantrag. Das Kompetenzzentrum, das in der Strukturentwicklungsregion Lausitz ansässig ist, agiert im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums innerhalb der Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH. Die ZUG entwickelt und betreut als Bundesgesellschaft eine Vielzahl von Förderprogrammen und strategischen Projekten auf nationaler und internationaler Ebene zum Schutz von Umwelt, Natur und Klima.