28.03.2025 – Eine Erhebung des Fraunhofer IIS hat ergeben, dass knapp 19 Prozent der untersuchten Hallendächer mit PV-Anlagen ausgestattet sind.
Das Fraunhofer IIS führte die Erhebung mit der Initiative „Power of Logistics“ des Themenkreis Logistikimmobilien der Bundesvereinigung Logistik e.V., der ECO MONDIA Green Technology Europe GmbH und der hep global GmbH durch.
Insgesamt klassifizierten die Erheber 120.150 gewerbliche Hallen (ab 2.000 m2 Gebäudegrundfläche) mittels automatischer Bilderkennung über ein trainiertes neuronales Netz und analysierten sie nach ihrer Größenkategorie und regionalen Verteilung. Das Ergebnis: 19 Prozent der Hallen sind mit PV belegt – bei den Logistikimmobilien liegt der Anteil mit fast 18 Prozent knapp darunter. Bei den insgesamt mehr als 23.400 gewerblichen Gebäuden mit Dach-PV-Anlagen zeigen sich Unterschiede bei den Größenklassen sowie der regionalen Verteilung. Aber auch Gewerbe- und Logistikimmobilien weisen Differenzen auf.
Hallendächer mit 40 bis 50.000 m2 Dachfläche am häufigsten mit PV ausgestattet

Die Verteilung der Gewerbe- und Logistikimmobilien mit PV-Belegung nach ihrer Größenklasse. Quelle: BVL Themenkreis Logistikunternehmen
So verzeichnen Gewerbeimmobilien in der Größenordnung zwischen 40.000 und 50.000 m2 mit fast 23 Prozent die höchste Solarbelegung. Die Objekte zwischen 2.000 und 5.000 m2 machen mit mehr als 20 Prozent die zweitstärkste Größenklasse aus. Bei den Gewerbeobjekten mit mehr als 50.000 m2(größte erfasste Flächenkategorie) sind bisher nur 16 Prozent der Hallendächer mit PV ausgestattet.
Bei den Logistikimmobilien sind die Ergebnisse ähnlich. Die PV-Belegung ist bei den Hallendächern mit 40.000 und 50.000 m2 mit knapp 36 Prozent insgesamt am höchsten. Bei den Objekten mit mehr als 50.000 m2 sind etwa 19 Prozent der Dächer mit PV bedeckt.
„In puncto Solarenergie sind die ESG-Potenziale für Logistik- und Industrieimmobilien noch lange nicht ausgeschöpft. Auch wenn eine PV-Installation auf einer Bestandsimmobilie aus statischen oder energetischen Gründen nicht immer möglich oder wirtschaftlich sinnvoll ist – bei insgesamt rund 80 Prozent freier Dachflächen stellt sich für mich die Frage, warum dieses immense Potenzial brach liegt“, sagt Kuno Neumeier, Sprecher des Themenkreises Logistikimmobilien der BVL und CEO der Logivest Gruppe. „Vielleicht wirkt neben den fehlenden Netzkapazitäten auch die Komplexität der Projekte abschreckend“
Tilo Nahrath, Sprecher der Initiative und Geschäftsführer RE.source Projects ergänzt: „Wir stellen fest, dass sich in den vergangenen zwei Jahren viel getan hat und die Dach-PV-Anlage bei Logistikimmobilienneubauten zum Standard gehört. Damit sich dieser Trend weiterentwickelt und auch das schlummernde Potenzial der 80 Prozent nicht belegter Flächen gehoben wird, müssen viele Rahmenbedingungen verbessert werden. Dazu gehört, dass die neue Regierung den bereits eingeschlagenen Kurs beibehält und insbesondere Netzkapazitäten aus- und bürokratische Hürden abgebaut werden.“
Baden-Württemberg und Bayern führen bei der PV-Belegung

Die Karte zeigt den prozentualen Anteil der Gebäude mit PV-Anlagen in den Bundesländern. Dunklere Farben kennzeichnen eine höhere Solarbelegung, während hellere Farben eine geringere Verbreitung anzeigen. Quelle: Fraunhofer IIS
Die meisten Solaranlagen auf den Dächern der gewerblichen Hallen hat Baden-Württemberg mit einem Anteil von mehr als 26 Prozent, dahinter folgt Bayern (fast 24 Prozent). Auf den beiden letzten Plätzen liegen die Stadtstaaten Berlin (etwas mehr als acht Prozent) und Hamburg (knapp mehr als fünf Prozent) „Dies ist zwar auch den natürlichen Standortfaktoren geschuldet, denn im Süden scheint die Sonne mehr als im windreichen Norden. Aber heruntergebrochen auf die Ebene der Stadt und Landkreise fällt auf, dass offensichtlich auch lokale und infrastrukturelle Bedingungen eine Rolle spielen.“, betonen die Macher der Erhebung.
Der bayerische Landkreis Straubing-Bogen verzeichnet mit etwa 50 Prozent die deutschlandweit höchste PV-Belegung auf gewerblichen Hallendächern. Knapp dahinter liegt mit fast 48 Prozent der Landkreis Landau in Rheinland-Pfalz. Die wenigsten PV-Installationen mit ungefähr drei Prozent im Landkreis Görlitz in Sachsen.
„Die Energieversorgung von morgen ist dezentral, digital und transparent. Seit Ende Januar gilt auch das Solarspitzengesetz, das sowohl die Fernsteuerung der Anlagen als auch den Einsatz von intelligenten Messsystemen zur Pflicht macht. Doch in vielen Hallen sehen wir noch Optimierungsbedarf, denn vielerorts fehlt eine umfassende Verbrauchsdatenerfassung“, sagt Richard Schneider, Sprecher der Initiative „Power of Logistics“ und Geschäftsführer der fabrikon GmbH. Diese Daten seien nach Angabe von Schneider die Basis dafür, die grün erzeugte Energie auch effizient zu nutzen, für die Bereiche Heizen/Kühlen und E-Mobilität einzusetzen und die überschüssige Energie ins Netz einzuspeisen und damit zu handeln. (cst)