07.03.2023 – Die Herstellung von einem Liter Kuhmilch hat im globalen Durchschnitt nach Angaben der Albert Schweitzer Stiftung eine Klimawirkung von rund 2,4 Kilogramm Kohlendioxid – das sind in etwa so viele CO2-Emissionen wie bei der Verbrennung von einem Liter Benzin. Betrachtet man nun, dass der globale Pro-Kopf-Konsum von Milch im Jahr 2022 laut Statista auf etwa 117,8 Kilogramm geschätzt wird, wir schnell deutlich: Milchprodukte sind ein gigantischer CO2-Treiber. Das hat auch die neuseeländische Molkerei-Genossenschaft Fonterra erkannt. Gemeinsam mit MAN Energy Solutions will Fonterra daher im Rahmen einer strategischen Partnerschaft den CO2-Ausstoß im Milch-Produktionsprozess verringern. Teil der Lösung ist dabei eine großindustrielle Wärmepumpe zur Dampferzeugung. Dadurch soll die Genossenschaft jährlich bis zu 60.000 Tonnen CO2-einsparen, was der Emissionsmenge von rund 25.000 Autos auf den Straßen Neuseelands entspricht.

Durch den Einsatz einer MAN-Wärmepumpe im Produktionsprozess von Milchprodukten will Fonterra insgesamt jährlich bis zu 60.000 Tonnen CO2 einsparen. Grafik: MAN Energy Solutions
Die geplante elektrisch angetriebene Hochtemperatur-Wärmepumpe soll die Produktion von Dampf zum Trocknen von Milchzutaten mithilfe von Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wasserkraft, Sonne, Geothermie und Wind ermöglichen. Nach einer Einbindung in die Produktionsinfrastruktur von Fonterra soll die Wärmepumpe letztlich mehr als 30 Tonnen Prozessdampf pro Stunde erzeugen – das entspricht einer thermischen Leistung von 25 Megawatt.
Integration möglich?
In einem ersten Schritt wird nun eine thermische Studie durchgeführt, um die Integration der Wärmepumpenlösung in die bestehende Milchpulverproduktion der Genossenschaft zu prüfen. Die Studie, die als Grundlage für die Entscheidungsfindung zum Bau der Wärmepumpe an einer Fonterra-Produktionsstätte dient, soll bis Ende April 2023 abgeschlossen sein.
Die größte Wärmepumpe der Welt
MAN Energy Solutions will gemeinsam mit dem Chemiekonzern BASF die größte industrielle Großwärmepumpe der Welt bauen – und damit knapp 400.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Die Pumpe soll am BASF-Standort in Ludwigsburg errichtet werden und einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen leisten, den Einsatz CO2-armer Technologien in der chemischen Produktion etablieren und den Gasverbrauch am Standort reduzieren.
Die Großwärmepumpe soll dafür die Produktion von 150.000 Tonnen Dampf pro Stunde mithilfe von Strom aus erneuerbaren Energien ermöglichen und dabei Abwärme aus dem Kühlwassersystem der BASF als thermische Energiequelle nutzen. Dazu wird die Restwärme des Wassers durch Verdichtung aufbereitet und der so gewonnene Dampf in das Dampfnetz des Standorts eingespeist. Zugleich soll die Leistung des Kühlwassersystems gesteigert und unabhängiger von Klima- und Witterungsbedingungen werden. (jr)
„Die Optimierung der Energieeffizienz in unseren Fertigungsabläufen ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Dekarbonisierungsstrategie“, betont Fraser Whineray, COO von Fonterra. „Wir arbeiten daran, die Erwartungen unserer Stakeholder hinsichtlich eines raschen Fortschritts bei der Reduzierung unserer Emissionen zu erfüllen.“ In diesem Rahmen leiste Fonterras Abkehr von fossilen Energieträgern bis 2037 einen wesentlichen Beitrag. Fraser Whineray: „Schon bis Ende des Jahres 2023 werden voraussichtlich nur noch sechs von 29 Standorten Kohle als Kraftstoff nutzen. Um dies zu erreichen, arbeiten wir mit innovativen Partnern zusammen.“ Einer dieser Partner sei MAN Energy Solutions, der Fonterra „eine nachhaltige und effiziente Wärmepumpenlösung für unsere Produktionsstandorte bereitstellt“, führt der Fonterra-COO aus.
Nettoemissionen bis 2050 auf null reduzieren
Das Wärmepumpenprojekt ist das Ergebnis der Suche nach innovativen Energielösungen zwischen Fonterra und ihrem Engineering-Partner Aurecon. Im Rahmen einer langfristigen Nachhaltigkeitsstrategie hat Fonterra das Ziel, bis 2050 die Nettoemissionen auf null zu reduzieren. Darüber hinaus hat sich die Genossenschaft das Zwischenziel gesetzt, ihre Herstellungsemissionen ausgehend vom Niveau des Geschäftsjahres 2018 um 30 Prozent zu reduzieren. Für dieses Vorhaben zeigt sich MAN Energy Solutions als passender Partner: „Wir haben Technologielösungen zur Senkung der Treibhausgasemissionen der Industrie in den Mittelpunkt unserer Unternehmensstrategie gestellt. Die MAN Heat Pump-Technologie bringt die wirtschaftlichen und klimafreundlichen Vorteile von Wärmepumpen in eine Schlüsselbranche wie die Lebensmittel- und Getränkeindustrie“, betont Uwe Lauber, CEO von MAN Energy Solutions.
Bereits im vergangenen Jahr kündigte Fonterra die Installation einer Biomasse-Dampfkesselanlage als Ersatz für einen Kohlekessel an ihrem Standort Waitoa in der Region Waikato an, die voraussichtlich im November 2023 in Betrieb genommen wird. Ähnliche nachhaltige Projekte zur Kraftstoffumstellung wurden an den Standorten Te Awamutu und Stirling durchgeführt. Letzteres Projekt soll im April dieses Jahres in Betrieb gehen. (jr)