05.09.2023 – Nach einer aktuellen Studie des Öko-Instituts könnte der Straßengüterverkehr bereits 2035 rein elektrisch betrieben werden und 2045 eine CO2-Nullbilanz erreichen.
Im Rahmen eines Forschungsvorhabens hat das Öko-Institut verschiedene Antriebstechnologien im Straßengüterverkehr hinsichtlich ihrer technischen und wirtschaftlichen Potenziale untersucht. Dabei zeigte sich, dass die zentrale Voraussetzung für den Markterfolg emissionsfreier Antriebssysteme der zügige und gezielte Ausbau der Ladeinfrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge ist. Die Umstellung auf Elektroantrieb im Straßengüterverkehr soll nicht nur Vorteile bei der Emissionsminderung bringen, sondern auch Geld und Endenergie sparen.

Laut Statista waren 2022 in Deutschland 43.768 Elektro-Lkw zugelassen, fast doppelt so viele wie 2020. Foto: AdobeStock.com / Ivan
Emission und Kosten sparen
„Die Analyse zeigt, dass sich E-Lkw rechnen“, sagt Dr. Katharina Göckeler, Projektleiterin und Expertin für klimafreundlichen Güterverkehr am Öko-Institut. Brennstoffzellenfahrzeuge seien in der Gesamtrechnung deutlich teurer als reine E-Lkw. „Sobald die Lkw-Maut ab Dezember 2023 einen Aufschlag von 200 Euro pro Tonne CO2 erhebt, erzielen alle Nullemissionsfahrzeuge deutliche Kostenvorteile gegenüber konventionellen Diesel-Lkw“, sagt Göckeler. Auch gegenüber Oberleitungs-Lkw sind batterieelektrische Lkw im Vorteil, denn Oberleitungs-Lkw sind auf Oberleitungsstrecken beschränkt, was einer Elektrifizierung der Gesamtflotte entgegensteht. Hinzu kommt, dass der batterieelektrische Fahrzeugantrieb im Vergleich zum Verbrennungsmotor deutlich effizienter ist, wodurch der Endenergieverbrauch laut Öko-Institut in Zukunft sogar sinken wird. Benötigt der gesamte Straßengüterverkehr heute 173 TWh pro Jahr, werden es laut Öko-Institut im Jahr 2045 nur noch 110 TWh sein.
Energieinfrastruktur ausbauen
Die wichtigste Erfolgsvoraussetzung für E-Lkw ist jedoch der deutliche Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur. Insbesondere ist die Einrichtung von Ladesäulen an Autobahnen erforderlich, die für das Laden über Nacht und das Schnellladen geeignet sind.
„Wir brauchen ein Netz von rund 2.000 MCS-Ladepunkten und rund 40.000 NCS-Ladepunkten entlang des Bundes-Autobahnnetzes“, so Göckeler. Das so genannte Megawatt Charging System (MCS) ist in der Lage, die Batterie nach einer Fahrzeit von 4,5 Stunden innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeit von 45 Minuten wieder aufzuladen. Rund 55 Prozent des Gesamtenergiebedarfs können laut der Bedarfsermittlung des Öko-Instituts künftig aber bereits vor Fahrtantritt im Depot geladen werden. Um mehrtägige Touren abzudecken, können 25 Prozent über Nacht an öffentlichen Nachtladesäulen, so genannten Night-Charging-Systems (NCS), geladen werden. Um diese Ziele mit Blick auf die angestrebte Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, sei eine zügige Umsetzung notwendig. Göckeler: „Da insbesondere MCS-Ladepunkte eine hohe Stromleistung haben und einen Anschluss an das Hochspannungsnetz benötigen, müssen die Planungen für ihren Aufbau jetzt zeitnah starten.“ (pms)
Die ganze Studie finden Sie unter: https://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/StratES-Szenarien-Elektrifizierung-Strassengueterverkehr.pdf