29.01.2025 – Der Verband der Elektro- und Digitalindustrie ZVEI blickt mit Sorge auf das Branchenjahr 2024 zurück.
„Das vergangene Jahr war für die deutsche Elektro- und Digitalindustrie sehr schwierig. Die Branche verbüßte Rückgänge bei allen relevanten Kennzahlen“, sagte ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel bei der Jahresauftakt-Pressekonferenz des Verbands.
Die preisbereinigte Produktion ging nach Verbandsangaben von Januar bis einschließlich November 2024 um mehr als neun Prozent zurück. Damit bleibt sie nochmals hinter der Prognose aus dem Herbst (minus sieben Prozent). Bei den nominalen Erlösen (einschließlich Dienstleistungen) verzeichnete die deutsche Elektro- und Digitalindustrie im gleichen Zeitraum ein Minus von sechseinhalb Prozent. Hochgerechnet auf das Gesamtjahr 2024 ergebe sich daraus ein Umsatz von etwa 223 Milliarden Euro – nach 238 Milliarden Euro im Vorjahr.
Die Elektroexporte sanken von Januar bis November 2024 um vier Prozent. „Hier drehten alle wichtigen Absatzmärkte ins Minus, inklusive der beiden größten Märkte in China und den USA“, gibt der Verband an. Auch die Beschäftigung in der Branche ist um zwei Prozent rückläufig: Zuletzt waren in Deutschland gut 892.000 Menschen tätig. „Immer deutlicher tritt zutage, dass die Probleme nicht nur konjunktureller, sondern auch struktureller Art sind“, hebt Kegel hervor. „Der Industriestandort Deutschland ist überreguliert und zu teuer. Er behindert unternehmerische Initiative und hat an internationaler Wettbewerbsfähigkeit verloren.“
Für 2025 geht der ZVEI davon aus, dass die reale Produktion um zwei Prozent sinkt. „Um ein weiteres Rezessionsjahr zu vermeiden, muss die kommende Bundesregierung dringend handeln. Wir brauchen eine Effizienzwende – nicht nur technologisch, sondern insbesondere auch politisch und regulatorisch: Weniger Bürokratie, mehr Freiheit für Unternehmergeist, mehr Raum für Innovationen“, fordert Kegel nachdrücklich.
ZVEI fordert Abbau von Regulatorik
Der ZVEI bemängelt eine zu hohe politische Regulatorik in der EU. Nach Angaben des Verbandes gab es in den vergangenen fünf Jahren 13.000 neue EU-Regulierungen – in den USA gerade einmal 3.000. Laut Normenkontrollrat liegen die Bürokratiekosten für die deutsche Wirtschaft bei über 65 Milliarden Euro jährlich – Geld, das für Investitionen und damit neue Wertschöpfung fehle. „Man muss inzwischen wirklich von einem Regulierungsdickicht sprechen“, so Kegel. Neun von zehn Mitgliedsunternehmen bewerten die allgemeine Belastung durch bürokratische Berichtspflichten als „hoch“ oder „sehr hoch“ und sehen sich hierdurch in ihrer Innovationstätigkeit behindert.
„Der ZVEI fordert die nächste Bundesregierung zu einem entschlossenen Gegensteuern auf. So muss beispielsweise das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz gestoppt und auf Basis einer dringend zu ändernden EU-Vorgabe neu aufgesetzt werden.“
Zuversicht schöpft der ZVEI-Präsident Kegel aus den Sektoren Elektrifizierung, Digitalisierung und Automatisierung, die nach wie vor uneingeschränkt intakt seien und neue wirtschaftliche Dynamik entfalten könnten. „Technologisch sind wir auf die Effizienzwende und den klimaneutralen Umbau unserer Industriegesellschaft vorbereitet“, sagt Kegel. „Dazu müssen wir Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz allerdings besser als bisher in Einklang bringen.“
Unternehmenssteuern und Strompreise absenken
„Die finanziellen Belastungen der Unternehmen sind zu hoch“, sagt der ZVEI-Präsident und fordert eine grundlegende Unternehmenssteuerreform. „Der Solidaritätszuschlag gehört gänzlich abgeschafft und die Unternehmenssteuerbelastung auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau abgesenkt.“ Darüber hinaus sei wichtig, mehr Investitionsanreize zu setzen – etwa durch dauerhaft beschleunigte Abschreibungsmöglichkeiten und Investitionsprämien.
Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung, fordert zudem geringere Strompreise. „Die Stromsteuer muss durch die nächste Bundesregierung für alle Verbrauchergruppen – private Haushalte, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen – auf den europäischen Mindestsatz gesenkt werden.“ Wichtig sei zudem, dass der dringend notwendige Ausbau und die Modernisierung der Stromnetze als gesamtgesellschaftliche Aufgabe betrachtet und während der Netzausbauphase zumindest teilweise aus dem Bundeshaushalt bestritten wird. Weber: „Die Strompreise dürfen nicht durch immer höhere Netzentgelte belastet werden.“ (cst)
Daten, Zahlen und Fakten des ZVEI: https://www.zvei.org/fileadmin/user_upload/Presse_und_Medien/Pressebereich/2025-004_Noch_keine_Trendumkehr_fuer_Elektro-_und_Digitalindustrie_in_Sicht/ZVEI-Faktenblatt_Elektro-_und_Digitalindustrie_2024.pdf