04.07.2023 – Der weltweite Bedarf an hochreinem Wasser für die Elektrolyse, der im Zuge des Aufstiegs der Wasserstoffwirtschaft immer größer wird, ist enorm. Der Industriekonzern Bosch erweitert sein Tätigkeitsfeld vor diesem Hintergrund um einen wichtigen Bestandteil für die Produktion und Nutzung von Wasserstoff, indem er Wasseraufbereitungsanlagen einsetzt.
Um die Pariser Klimaziele bis 2050 zu erreichen, schätzt Bosch den jährlichen Bedarf an Prozesswasser für die Elektrolyse auf etwa vier Kubikkilometer. Das ist mehr ist als das Volumen des Starnberger Sees. Auch in Deutschland sind die Pläne ambitioniert. Die Bundesregierung hat das Ziel, bis 2030 Elektrolyseure mit einer Leistung von zehn Gigawatt zu installieren. Die EU strebt bis 2030 eine Elektrolysekapazität von 40 Gigawatt an und plant die Erzeugung von bis zu zehn Millionen Tonnen erneuerbarem Wasserstoff in Europa.
Bosch steigt in Wasseraufbereitung ein
Bei der Herstellung von Wasserstoff benötigen Elektrolyseure hochreines Wasser. Verunreinigungen im Wasser können Elektrolyseure innerhalb kürzester Zeit funktionsuntüchtig machen. Der Technologiekonzern Bosch greift diese Problematik auf und hat seinen Einstieg in die Wasseraufbereitung angekündigt. Neben Industrieanlagen, die an erschlossenen Standorten eingesetzt werden können, hat Bosch auch spezielle Anlagen im Portfolio, die für den Einsatz an abgelegenen Standorten mit anspruchsvollen Bedingungen geeignet sind. Mit dem kombinierten Angebot aus Industrie- und Spezialanlagen will das Unternehmen die Voraussetzungen für Elektrolyseprojekte weltweit schaffen.
Die Wasseraufbereitungstechnologie für die Elektrolyse wurde an den Bosch-Standorten Renningen, Stuttgart-Feuerbach und Budweis entwickelt. Im Laufe dieses Jahres sollen externe Pilotprojekte hinzukommen. Der Marktstart der Anlagen ist für 2024 geplant. Die Technologie wird am 13. Juli 2023 auf dem Bosch Tech Day in Stuttgart-Feuerbach vorgestellt.
Wasseraufbereitung unter extremen Bedingungen
In Zukunft wird Wasserstoff auch in Regionen gewonnen, in denen der Wind stark weht oder die Sonne überwiegend scheint, wie zum Beispiel in Afrika, Südamerika oder Nordeuropa. Auf hoher See oder in der Wüste sind die Herausforderungen jedoch besonders anspruchsvoll. Faktoren wie salzhaltiges Wasser, hohe Wasserhärte oder große Entfernungen zu den technischen Anlagen erschweren die Wasseraufbereitung.
Bosch hat speziell für diese Standorte Lösungen entwickelt, bei denen mit thermischen und elektrochemischen Verfahren Mineralien aus dem Wasser entfernt werden, um hochreines Wasser zu erhalten. Laut Bosch ist es aufgrund eines Aufbereitungsprozesses ohne Filtermedien für Betreiber möglich, vollständig auf den Einsatz von Chemikalien zu verzichten.
Der Bedarf an Spezialanlagen für den Einsatz unter diesen anspruchsvollen Bedingungen ist entsprechend groß. Bosch geht davon aus, dass ab 2035 jährlich weltweit etwa 500 Spezialanlagen des Unternehmens zur Wasseraufbereitung benötigt werden.
Darüber hinaus kann mit den Spezialanlagen neben der Herstellung von Prozesswasser für die Elektrolyse durch technische Anpassungen auch die Gewinnung von Trinkwasser realisiert werden. Dr. Wolfgang Schleifenbaum, Leiter des Produktbereichs Wasserstoff bei Bosch Manufacturing Solutions, erklärt: „Mit unseren Wasseraufbereitungsanlagen folgen wir der Bosch-Leitlinie und bieten ‚Technik fürs Leben‘. In Regionen mit knappem Trinkwasser können wir mit unserer Technologie dazu beitragen, die Trinkwasserversorgung zu verbessern.“