10.07.2025 – Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE hat das Flächenpotenzial für Agri-Photovoltaik – die Kombination von landwirtschaftlicher Nutzung mit Solarstromerzeugung für ganz Deutschland erhoben.
Das Fraunhofer ISE hat mithilfe verschiedener Kriterien optimale Standorte für den Ausbau von Agri-PV identifiziert. „Es ist die erste Studie in Deutschland, die für die Identifikation geeigneter Standorte alle Arten landwirtschaftlicher Flächen betrachtet, also Dauergrünland, Ackerfläche und Dauerkulturen wie Obstbau, Wein oder Beeren«, erklärt Studienautorin Salome Hauger. Agri-Photovoltaik, kurz Agri-PV, ermöglicht eine Doppelnutzung der landwirtschaftlichen Fläche. Das Ergebnis: Bereits auf den am besten geeigneten Flächen können der Studie zufolge 500 Gigawatt Peak Solarleistung installiert werden. Dieser Wert liege bereits über den PV-Ausbauzielen Deutschlands für 2040 in Höhe von 400 Gigawatt Peak Solarleistung.
Zwei Flächenszenarien
Basis der ISE-Studien sind Flächendaten aus geografischen Informationssystemen, die nach zwei Kriterienkatalogen bewertet wurden. Zum ersten Katalog gehören unter anderem geografische Faktoren, das rechtliche und behördliche Anforderungen sowie das regulatorische und technisch mögliche Potenzial. Es gibt dabei zwei Szenarien: Szenario 1 schließt Flächen (z.B. Naturschutzgebiete) aus, die wegen harter

Eine Agri-PV-Anlage über Apfelbäumen auf dem Obsthof Bernhard in Kressbronn am Bodensee. Kernobst, wie Äpfel, profitiert besonders von der Schutzwirkung durch Photovoltaik-Module, die hier Hagelschutznetze ersetzen. Quelle: Fraunhofer ISE
Restriktionen wegfallen. In Szenario 2 werden Flächen nach harten und weichen Restriktionen, z.B. Schutzgebiete für Flora und Fauna, ausgeschlossen.
In der Potenzialanalyse ergeben sich in Szenario 1 7900 Gigawatt Peak und in Szenario 2 5600 Gigawatt Peak installierbare Photovoltaik-Kapazität – ein Vielfaches der für die Klimaneutralität Deutschlands im Jahr 2045 benötigten Menge. Der zweite Kriterienkatalog umfasst politisch-wirtschaftliche und agrarökonomische Eignungskriterien. In diesem Schritt sollen vor allem besonders geeignete Flächen identifiziert werden, etwa aufgrund der Solareinstrahlung oder des vorhandenen Netzeinspeisepunkts. Zudem haben die Studienentwickler mögliche Synergieeffekte von Agri-PV für Dauerkulturen wie Wein oder Obst berücksichtigt.
Fehlende Netzanschlusspunkte sind eine Hürde
Ein Team aus Landwirtschaftsexperten, Wissenschaftlern, Verteilnetzbetreibern und Projektierbürokräften gewichtete schließlich die Kriterien. Sie berechneten einen Bodeneignungsindex, um die Gebiete in fünf Eignungsklassen von am besten bis am wenigsten geeignet einzuteilen. »Ein wichtiges Ergebnis der Studie ist die Rolle des Netzausbaus: Das Fehlen von Netzanschlusspunkten ist für viele Flächen ein einschränkender Faktor«, betont Salome Hauger.
Vielversprechendes Ausbaupotenzial in den Bundesländern

Das Potenzial für Agri-PV in den deutschen Bundesländern: Technisch machbar, bzw. unter Einbezug regulatorischer Vorgaben (Szenario 1: Ausschluss von Naturschutzgebieten, Szenario 2: zusätzliche Verordnungen zum Landschaftsschutz). Quelle: Fraunhofer ISE
Auf Landesebene hat das Fraunhofer ISE ebenfalls mithilfe von Daten aus Geoinformationssystemen das Agri-PV-Potenzial analysiert und lokale Daten der VNB mitberücksichtigt. In Hamburg eignen sich nach Studienangaben vor allem die Dauerkulturen im Alten Land und in den Vier- und Marschlanden. Zudem könnten auf 160 Hektar in bestehenden Gewächshäusern fast 50 Megawatt Peak installiert werden.
Für die Landkreise Ahrweiler und Breisgau-Hochschwarzwald berücksichtigte das Forschungsteam verschiedene Faktoren wie Raumplanungsdaten, reale Rasterdaten und Fruchtfolgen. Die Ergebnisse zeigen ein beträchtliches Potenzial für Agri-PV in beiden Landkreisen. Die am besten geeigneten Flächen können mit potenziellen Anlagen 16 beziehungsweise 12 Prozent des derzeitigen Energieverbrauchs der Landkreise erzeugen.
„Diese Studien liefern eine solide Datengrundlage für politische Entscheidungsträger und Interessengruppen, um den Ausbau der erneuerbaren Energien zu fördern und zur Erreichung der Klimaziele beizutragen“, erklärt Anna Heimsath, Abteilungsleiterin Analyse Module und Kraftwerke am Fraunhofer ISE. (cst)
Lesen Sie auch:
Infineon: Wasserstoff für die Halbleiterprdouktion
Baustart für ENTEGAs Wasserstoff-Produktionsanlage in Darmstadt naht
Stromverbrauch im ersten Halbjahr 2025: Erneuerbare Energiequellen bei 54 Prozent
Dänisches Logistikzentrum deckt Eigenbedarf mit großer PV-Anlage
Picnic erhält PV-Anlage für niederländisches Distributionszentrum




