20.03.2025 – Bieber + Marburg, ein Vollsortimenter für Stahl, Röhren und Bauprodukte, hat das Heizsystem für sein Stahlhandel- und Logistikzentrum überarbeitet. Das hessische Unternehmen setzt auf ein Hybridsystem von Buderus, einer Marke der Bosch Thermotechnik GmbH.
Buderus entwickelt unter anderem Systemlösungen im Bereich der Industrieheiztechnik und hat bei Bieber + Marburg unter anderem eine Luft-Wasser-Wärmepumpe integriert.
Das Areal am Gießener Bergwerkswald dient als logistischer Knotenpunkt von Bieber + Marburg: In 20 Hallen mit einer Gesamtfläche von 42.000 Quadratmetern lagert der Betrieb etwa 28.000 Tonnen Stahl, Röhren, Edelstähle und Nichteisen-Metalle. Mithilfe von 13 Profilsägen und drei vollautomatischen Kreissägen werden die Profile nach Maß zugeschnitten, bevor sie von Gießen aus an Kunden in Industrie, Handel in einem Umkreis von bis zu 300 Kilometern geliefert werden.
Neben dem Stahlhandelsstandort in Gießen hat Bieber + Marburg in Bischoffen einen weiteren Standort speziell für den Baustoffhandel. In Gießen bevorratet Bieber + Marburg in vier vollautomatischen Hochregalen und in insgesamt 6.000 Fächern die unterschiedlichsten Abmessungen, Güten und Legierungen. Die Anarbeitungsmöglichkeiten umfassen einen Brennschneidbetrieb, einen Biegebetrieb, moderne Säge- und Bohranlagen für Träger, Rohre und Profile sowie einen 3D Profillaser. Nach eigenen Angaben liefert das 1899 gegründete Familienunternehmen eine jährliche Menge von 80.000 Tonnen Stahl an Kunden aus Industrie, Handel und Umkreis.
Regenerative Energie deckt die Grundlast ab
Um den Wärmebedarf des großen Lagerungsareals möglichst nachhaltig decken zu können, entschied sich der Stahlhändler für ein Heizsystem der Firma Buderus. Es ersetzt die bisherige Anlage, die aus einem Heizkessel und Heizkörpern bestand. Die Hauptkomponente des neuen Systems ist nach Angaben von Buderus eine Luft-Wasser-Wärmepumpe des Modells „Logatherm WLW276“ mit einer Leistung von 36 kW. Die Wärmepumpe, die Buderus auf dem Dach eines modernisierten Bürogebäudes installiert hat, nutzt die kostenlose Umweltenergie aus der Umgebungsluft zur Wärmeerzeugung.
Sie deckt die Versorgung des Bürogebäudes mit Wärme und Warmwasser ab und kann durch den reversiblen Kältekreis das Gebäude in den Sommermonaten auch kühlen. „Die Logatherm WLW276 deckt die Grundlast ab und arbeitet dabei sehr effizient: Der SCOP bei einer Vorlauftemperatur von 35 °C beträgt 4,3. Damit erzeugt sie aus einem Teil Strom mehr als das Vierfache an Wärmeenergie“, betont Buderus. Um Spitzenlasten abzudecken, hat Buderus zudem ein Gas-Brennwertgerät der Reihe „Logamax plus GB272“ mit 100 kW Leistung installiert. Wärmepumpe und das Gas-Brennwertgerät arbeiten laut der Firma Buderus aufeinander abgestimmt zusammen.
Wärmepumpe ist erweiterbar
Sollte der Bedarf für Heizwärme und Warmwasser bei Bieber + Marburg künftig steigen, kann die Luft-Wasser-Wärmepumpe nachträglich erweitert werden. Buderus gibt an, dass bis zu 16 Einheiten als Kaskade zusammenarbeiten können, die Geräte gibt es mit einem Leistungsbereich von 16 bis 89 kW und mit bis zu vier Ventilatoren. Heizungsfachbetriebe können dabei aus vier hydraulischen Varianten auswählen: ohne oder mit integrierter Pumpe, mit integrierter Pumpe und integriertem Pufferspeicher oder mit integrierter Pumpe plus Umschaltventil zur Warmwasserbereitung. Zusätzlich ist ein optionaler Anti-Korrosionsschutz für den Wärmetauscher zur Aufstellung in rauer Industrieumgebung verfügbar.
Hydraulik aus dem Systembaukasten

Die Hydraulik des Heizsystems bei Bieber + Marburg wurde mit dem modularen Systembaukasten Logaflow HSM plus von Buderus ausgeführt – ein Energie- und Speichermanagement für Mittel- und Großanlagen. Quelle: Buderus/Bosch Thermotechnik GmbH
Für die Hydraulik des bestehenden Hybridsystems war der Fachbetrieb Wilfert verantwortlich. Wilfert hat dabei das Buderus‘-Baukastensystem „Logaflow HSM plus“ genutzt, das sich als Energie- und Speichermanagement für Mittel- und Großanlagen eignet. Logaflow HSM plus besteht aus verschiedenen Warmwasser- und Heizkreismodulen. Da die Hydraulikmodule bereits gedämmt seien und vormontierte Fühler, Pumpen und Ventile haben, ging die Installation des Heizsystems schnell voran. „Die Anlage musste nur noch minimal verdrahtet werden. Mit den Modulen entfällt zum Beispiel die Einzelverdrahtung von Fühlern, Pumpen und Ventilantrieben“, erklärt Thorsten Thierbach, Projektmanager technischer Systemvertrieb bei Buderus. Die Wärmemanagement-Module lassen sich mit nur einem einzigen Netzwerkkabel verbinden, sie können auch per Modbus TCP kommunizieren und in die Gebäudeleittechnik integriert werden. In jedem Modul ist ein vorparametrierter Controller mit optimierten Regelalgorithmen für
die Modulfunktion eingebaut. Somit seien keine zusätzlichen Funktionsmodule im Systemregler erforderlich. Die Module seien, beispielsweise als Unterstation, flexibel einsetzbar.
HIT-Ventil ergänzt die Hydraulik
Ergänzend zum Buderus-Baukastensystem hat das Projektteam auf die sogenannte Hybrid Injection Technology (HIT) gesetzt. Das Merkmal eines Systems ist ein HIT-Ventil. Durch eine bivalente Hydraulik, die auf zwei Pufferspeicher aufgeteilt wird, werde ein effizienter Betrieb ermöglicht. Einerseits nimmt ein Niedertemperaturspeicher (NT) mit 500 Litern vorrangig die von der Wärmepumpe erzeugte Wärme auf und gibt diese an die niedrig ausgelegten Heizkreise ab. Andererseits belädt der Spitzenlast-Wärmeerzeuger den 750-Liter-Hochtemperaturspeicher (HAT). „Über den HT-Speicher wird auch eine Frischwasserstation versorgt. Somit lassen sich Verbraucher mit sehr unterschiedlichen Temperaturniveaus in das System integrieren“, sagt Buderus. Das HIT-Ventil regelt, wann dem NT-Puffer wärmeres Wasser aus dem HT-Puffer beigemischt wird.
„Der Deckungsanteil der Wärmepumpe erhöht sich deutlich, weil die Wärmeversorgung der Heizkreise vorrangig aus dem NT-Puffer erfolgt und dieser Puffer dadurch deutlich besser entladen wird. Nur bei Bedarf wird die Wärmeversorgung gezielt über den HT-Puffer unterstützt“, erklärt Klaus Rehling, Inhaber des Planungsbüros Rehling Energie-Technik.
Sichere Warmwasser-
aufbereitung

Das Hybridsystem haben gemeinsam umgesetzt (von links): Carlos Spottog, Außendienstmitarbeiter Niederlassung Gießen und Jonas Moser, Produktmanager Wärmepumpe und Elektrifizierung, beide (Buderus); Klaus Rehling, Planungsbüro Rehling Energie-Technik; Thorsten Thierbach, Projektmanager technischer Systemvertrieb, (Buderus) sowie Felix Theiß und Florian Keil ( Firma Wilfert). Quelle: Buderus/Bosch Thermotechnik GmbH
Für die hygienische Warmwasseraufbereitung im Durchflussverfahren ist die Frischwasserstation „Logalux FS 54/3“ zuständig. Mit einer Zapfleistung von 54 Litern pro Minute bei 70 °C Vorlauftemperatur und 60 °C Warmwasseraustrittstemperatur sei Bieber + Marburg in Sachen Warmwasser, auch in Spitzenlastzeiten, auf der sicheren Seite. Dies gelte nach Angaben von Buderus auch für den Betrieb der Wärmepumpe, der auch bei Außentemperaturen bis zu minus 20 °C gewährleistet ist.
In Fällen, in denen die Wärmepumpe aber nicht so effizient arbeiten könne und für die Abdeckung der Spitzenlasten, sei aber primär das Gas-Brennwertgerät vorgesehen. Für eine optimierte Gesamteffizienz sorge die übergeordnete Systemregelung Logamatic 5000, die bestimmt, wann welcher Wärmeerzeuger läuft. „Der Fokus liegt dabei auf einem nachhaltigen Heizbetrieb per Wärmepumpe“, betont Thorsten Thierbach, „das senkt die Energiekosten und die CO2-Emissionen.“ (cst)