07.07.2023 – Bei einer aktuellen Baumaßnahme der Netze BW in Schemmerhofen zeigen die Unternehmen Liebherr und Wacker Neuson, wie künftig vollelektrisch gearbeitet werden kann.
Emissionsarm, geräuschreduziert und nachhaltig – das sind die Anforderungen an das Bauen der Zukunft. Für Städte und Gemeinden ist das ein bedeutendes Thema, schließlich spielen die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit insbesondere in der kommunalen Planung eine zentrale Rolle. Vor diesem Hintergrund luden die Baumaschinenhersteller Liebherr und Wacker Neuson gemeinsam mit der Netze BW verschiedene Vertreter:innen von Kommunen und den Landkreis Biberach sowie dem Alb-Donau-Kreis nach Schemmerhofen zu einem besonderen Projekt ein: hier führt die Netze BW im Ortsteil Schemmerberg derzeit Erneuerungsarbeiten an ihrem Stromnetz durch und nutzte für die notwendigen Tiefbauarbeiten einen Tag lang ausschließlich vollelektrische Baumaschinen.
Emissionsfrei laden und betreiben
Bei der Energieversorgung auf vollelektrisch betriebenen Baustellen kommt es darauf an, dass alle Maschinen effizient und mit optimaler Leistung laufen können. Insbesondere auf Baustellen mit begrenztem oder ganz ohne Zugang zur Netzversorgung kann dies lokal emissionsfrei über einen Energiespeicher gewährleistet werden. Der Liduro Power Port (LPO) von Liebherr kann einen Netzanschluss verstärken und somit auch die Leistungsspitzen von Arbeitsmaschinen bedienen, für die das Netz nicht ausgelegt ist. In Schemmerberg wurde der Speicher sowohl als Netzverstärkung als auch im „Inselbetrieb“ eingesetzt – also autark ohne Netzanschluss. Neben dem Energiespeicher zeigte Liebherr mehrere, hybrid oder elektrisch betriebene, lokal emissionsfreie Baumaschinen im Einsatz: einen hybriden Beton-Fahrmischer mit elektrischem Trommelantrieb, einen vollelektrischen Mobilbagger und vollelektrischen Radlader, sowie zwei hybride Mobilkrane.
Das Liebherr-Portfolio umfasst bereits heute viele hybride oder voll-elektrische Baumaschinen aus den Bereichen Erdbewegung, Spezialtiefbau, Betontechnik und Mobilkrane, die in ihrer Leistung gleichauf mit den dieselbetriebenen Maschinen sind. Ihre Vorteile kommen auf unterschiedlichsten Baustellen immer mehr zum Tragen: zum Beispiel bei Arbeiten in Wohngebieten, über Nacht und in Regionen oder Kommunen, in denen bereits heute strenge Emissions-Restriktionen gelten. „Unsere Kunden – Baustellenbetreiber und Vermieter von Baumaschinen – wissen die Vorteile von elektrisch betriebenen Maschinen und Speichern zu nutzen und fordern diese auch ein“, berichtet Ulrich Geier, Geschäftsführer der Liebherr-Electronics and Drives GmbH.
Emissionsminimierung beim Tiefbau
2013 stellte Wacker Neuson den ersten Akkustampfer vor und gilt damit als Pionier im Bereich der emissionsfrei arbeitenden Baumaschinen und Baugeräte. Heute gehören zum zero emission Portfolio mehrere akkubetriebene Stampfer und Vibrationsplatten, zwei Walzen, ein auf dem Rücken tragbares Innenrüttlersystem für die Betonverdichtung, kompakte Ketten- und Rad-dumper, Radlader, ein Bagger sowie in Kürze ein vollelektrischer Teleskoplader. „Wir können mittlerweile auf einige Jahre Erfahrung in Sachen zero emission Maschinen zurückgreifen“, sagt Kai Hieber, Vertriebsleiter Region Südwest bei Wacker Neuson. „Deswegen freut es uns umso mehr, Teil dieses Projekts zu sein. Hier können wir Kund:innen und Interessierten zeigen, dass sie keine Abstriche in Sachen Leistung machen müssen und von vielfältigen Vorteilen wie einfacher Handhabung und emissionsfreier Arbeitsweise profitieren.“ Wacker Neuson legt den Fokus auch auf Services und Lösungen rund um die zero emission Baustelle. Dazu gehören neben Finanzierungsangeboten auch eine Charging Box – eine mobile Powerbank für die Baustelle – die die Stromversorgung vor Ort sicherstellt.
Wichtige Erkenntnisse aus der Praxis
„Wir finden den Ansatz sehr interessant und haben sofort unsere Unterstützung zugesagt. Die Netze BW hat sich schließlich auf die Fahne geschrieben, nachhaltig und zukunftsorientiert zu handeln“, sagt Martin Konermann, Geschäftsführer Technik der Netze BW. „Die Energiewelt befindet sich bekanntermaßen in einem tiefgreifenden Umbruch. Darum müssen wir mehr denn je offen sein für technische Neuentwicklungen und diese auf ihre Einsatzmöglichkeiten prüfen.“ In mehreren Feldtests spiele die Netze BW selbst bereits verschiedene Szenarien des künftigen Netzbetriebs durch. Denn um beispielsweise Elektromobilität oder PV-Anlagen weiterhin und in großem Maßstab in das Netz integrieren zu können, müsse dieses ertüchtigt werden – nicht nur durch zusätzliche Leitungen, Trafostationen und Umspannwerke, sondern auch durch eine intelligente Steuerung des Netzes und der Energieflüsse. Solche Praxistests gehören für den Netzbetreiber zum Alltag, wie Konermann anmerkt: „Die Idee, eine vollelektrische Baustelle live zu erleben, war uns daher gleich sympathisch. So können wir hier in Schemmerhofen unseren Partnern, den Städten und Kommunen, einen spannenden Einblick geben, wie schon in einigen Jahren Baustellen aussehen können.“