07.03.2025 – Als DAS FUTTERHAUS 2021 als erste deutsche Einzelhandelskette auf Strom aus einem Solarstrom-PPA-Vertrag umstellte, war das Pionierarbeit. Heute geben die wirtschaftlichen Kennzahlen dem Unternehmen mehr als Recht.
Das hätte man bei dem Spezialisten für Tierbedarf & Tiernahrung DAS FUTTERHAUS im Jahr 2021 nicht für möglich gehalten. Mit einem modernen Stromliefervertrag auf Basis eines PPA konnte das Franchise-Unternehmen auch im Jahr 2023, als die Energiekosten sich nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges wieder stabilisiert hatten, einen siebenstelligen Betrag bei den Energiekosten einsparen. Und das, obwohl der Weg zum PPA nicht einfach war und man damals viele Risiken in Kauf nehmen musste.
PPA-Pionier im Jahr 2020
DAS FUTTERHAUS ist in Deutschland und Österreich an 442 Standorten vertreten und expandiert. Im Jahr 2024 erwirtschaftet das Unternehmen einen Umsatz von 577 Millionen Euro. Jeder einzelne Markt hat einen geringen Energieverbrauch, in der Summe kommen aber rund 15 GWh pro Jahr zusammen.

Lutz Sommer, Leitung der Abteilung Umwelt und Energie bei DAS FUTTERHAUS. Quelle: DAS FUTTERHAUS
Vor diesem Hintergrund stellt sich Lutz Sommer, Leitung der Abteilung Umwelt und Energie, im Jahr 2020 die Frage, wie den steigenden Energiekosten in Zukunft begegnet werden kann. Aufgrund seiner früheren Tätigkeit in der Solarbranche und seiner internationalen Erfahrung war Sommer mit dem Thema PPA bereits vertraut. Während diese Form von Energielieferverträgen ohne staatliche Förderung international verbreitet war, steckte Deutschland noch in den Kinderschuhen. „Es war aber schon damals klar, dass die erneuerbaren Energien in Sachen Erzeugung und Wirtschaftlichkeit überlegen sind, deshalb haben wir uns intensiv um einen PPA-Abschluss bemüht“, sagt Sommer.
Doch das bedeutete viel Entwicklungsarbeit. Finanzierung, rechtliche und vertragliche Grundlagen sowie die Angebotsstruktur waren zu diesem Zeitpunkt in Deutschland noch unterentwickelt. Zudem waren Standardausschreibungen nicht erfolgreich, weil kein Solarparkbetreiber diesen Aufwand für so kleine Mengen betreiben wollte.
Dabei war klar, dass das Verbrauchsprofil der Standorte von DAS FUTTERHAUS und das Erzeugungsprofil von Solaranlagen perfekt zusammenpassen. Schließlich decken sich die Öffnungszeiten der Märkte weitgehend mit der Sonneneinstrahlung.
Dennoch gibt es auch Risiken bei den PPAs, auch wenn die Strompreise der PPAs bereits 2020 unter denen des Terminmarktes der Folgejahre lagen. Die Energiekosten sind volatil und die Energiepolitik in Deutschland umstritten. Zudem hatten sich die Banken bei der Finanzierung noch nicht ausreichend auf die Marktbedingungen nach der Abkehr von der staatlich garantierten Einspeisevergütung eingestellt. Für DAS FUTTERHAUS galt es daher, eine strukturierte Beschaffung aufzubauen.
Lösung Sleeved PPA

Der Solarpark Bokel bei Neumünster versorgt DAS FUTTERHAUS deutschlandweit mit Strom. Quelle: DAS FUTTERHAUS
Mit ENERPARC war ein Partner gefunden. Der größte deutsche Betreiber von Wind- und Solarenergieanlagen plante damals gerade den Solarpark Bokel bei Neumünster in Schleswig-Holstein. Der Park hat eine Leistung von knapp unter 5 Megawatt und liefert jährlich 3,9 Gigawattstunden an DAS FUTTERHAUS. Der Vertrag basiert auf einem Sleeved PPA, bei dem die gesamte Stromproduktion des Parks von der EHA abgenommen und den Fachmärkten vom DAS FUTTERHAUS über einen Stromliefervertrag zur Verfügung gestellt wird. Die Abrechnung erfolgt auf Basis der am Vortag erstellten Prognose für die Solarstromproduktion. DAS FUTTERHAUS übernimmt immer die gesamte Strommenge und trägt auch das Risiko, wenn im Falle einer Überproduktion die Restmenge selbst vermarktet, oder im umgekehrten Fall Strom zugekauft werden muss. Diese Dienstleistung übernimmt der Partner EHA, der damit die Rolle des Vollversorgers für DAS FUTTERHAUS einnimmt.
„Bei der Ausgestaltung des Vertrags mussten wir Pionierarbeit leisten. Das ging nur mit einer gesunden Vertrauensbasis zwischen allen Beteiligten“, so Sommer.
Die Besonderheit besteht darin, dass die PPA-Vereinbarung bilateral zwischen ENERPARC (bzw. der Sunnic Lighthouse GmbH, der Direktvermarktungstochter der ENERPARC AG) und der EHA abgeschlossen wurde und DAS FUTTERHAUS das sehr gut kalkulierte und eingepreiste Marktrisiko trägt.
Die EHA übernimmt auch die Übermittlung der bilanzrelevanten Daten zu Erzeugung und Verbrauch, wobei aufgrund der geringen Strommengen und der dezentralen Unternehmensstruktur kein eigener Bilanzkreis angemeldet wurde.
Und auch an Regelungen für den Fall der Vertragskündigung wurde zur Absicherung der Beteiligten gedacht. Der PPA wurde mit einer Laufzeit von fünf Jahren plus dreijähriger Verlängerungsoption abgeschlossen, wobei zu diesem Zeitpunkt kein Indexpreis, sondern ein Fixpreis einem niedrigeren Preis in der Optionsphase vereinbart wurde.
Dunkelflaute kein Problem
Die damit verbundenen Herkunftsnachweise für Ökostrom passen gut in die Nachhaltigkeitsstrategie des Fachhändlers für Tiernahrung und -zubehör, doch der monetäre Gewinn kam noch hinzu. Der Ukraine-Krieg und die dadurch sprunghaft steigenden Strompreise an der Börse sorgten für einen eingesparten Gewinn von über einer Million Euro pro Jahr, wenn man die realen Börsenstrompreise für die Vergleichsrechnung heranzieht. Konkret war der Vollversorgungstarif inklusive PPA-Strom im Durchschnitt 10 Cent pro KWh günstiger. „Auch der Energieverkauf profitierte von den hohen Preisen“, so Sommer, da in vielen Betriebsstunden während des Sommers mehr produziert als abgenommen wurde. „Die viel diskutierten hohen Preise während Dunkelflauten fallen hier kaum ins Gewicht, was einmal mehr zeigt, wie sehr das Thema medial überstrapaziert wird“, so Sommer.
Diese Zeiten gibt es im Jahresverlauf zwar auch, aber es überwiegen die Zeiträume mit Preisvorteilen. Zu den Gewinnern zählen auch die die Märkte der Franchisepartner, die wirtschaftlich unabhängig sind und freiwillig an dem Programm teilnehmen können. Die finanziellen Vorteile werden paritätisch aufgeteilt und kommen so allen gleichermaßen zugute. „Natürlich waren anfangs auch einige Franchisepartner skeptisch und haben gezögert, aber die Nachfrage ist immens gestiegen, seit sich herumgesprochen hat, welche Vorteile hier einfach zu erzielen sind“, sagt Sommer.
Die technischen Voraussetzungen sind gegeben, denn ein Großteil der Märkte verfügen seit 2019 über ein intelligentes Messsystem und können so einfach angeschlossen werden. Das Ergebnis: Aktuell ist DAS FUTTERHAUS dabei, neue Erzeugungskapazitäten über PPA zu erschließen.
Zentrale Übersicht
DAS FUTTERHAUS hat im Rahmen des PPA-Vertrages auch ein Energiemonitoring-Tool eingeführt. Die Anbindung erfolgt über ein intelligentes Messsystem, bei dem die Verbrauchswerte im 15-Minuten-Rhythmus übermittelt werden.
Das zentrale Monitoring-Tool sammelt alle Daten der einzelnen Standorte, liefert somit objektive Vergleichsdaten und ist in der Lage, Fehler z.B. bei Klimaanlagen, Lüftungen, Alarmanlagen oder Heizstrahlern schnell zu erkennen. Für einen einzelnen Standort wäre es viel zu teuer, eine solche Analyse zu installieren, als zentrale Anwendung mit Cockpit-Funktion macht eine solche aktive Mehrverbrauchswarnung Sinn. „Mit dem Tool haben wir allein in den ersten Wochen vier Standorte identifiziert, bei denen es Probleme in der Elektroinstallation gab, die bis zu 5.000 Euro zusätzliche Energiekosten pro Jahr verursacht hätten.“ (sg)