25.06.2025 – Die Kristall-Glasfabrik Amberg GmbH & Co. KG hat an ihrem Produktionsstandort in der Oberpfalz eine ORC-Anlage (Organic Rankine Cycle) erhalten.
Für den Produktionsprozess wird die Glaswanne in Amberg kontinuierlich auf eine Temperatur von knapp 1.500 Grad erhitzt. Dabei entstehen nach Angaben der Glasfabrik heiße Abgase, deren Energie bisher ungenutzt blieb.
Abwärmenutzung als Schlüssel

Die installierte ORC-Anlage von EIS und Orcan. Quelle: Kristallglasfabrik Amberg GmbH
An dieser Stelle kommt die ORC-Anlage ins Spiel. E.ON Energy Infrastructure Solutions (EIS) und Orcan Energy (Orcan) haben sie am denkmalgeschützten Standort der Amberger Glasfabrik in Betrieb genommen. Bei diesem Verfahren wandelt die Anlage die Abwärme in elektrische Energie um. Ein Wärmetauscher überträgt die Flüssigkeit auf ein Glykol-/Wassergemisch. Dabei entsteht eine organische Flüssigkeit, die erhitzt wird und innerhalb der ORC-Anlage verdampft. Der entstehende Dampf treibt eine Expansionsmaschine an, die mit Hilfe eines Generators Strom erzeugt. Nach der Stromerzeugung wird der Dampf im Kondensator wieder verflüssigt und dem Kreislauf erneut zugeführt.
Nach Angaben von EIS und Orcan ist der erzeugte Strom ohne zusätzlichen Brennstoffeinsatz direkt vor Ort nutzbar. Das Verfahren optimiere nach Angaben der Kristall-Glasfabrik Amberg den Energieverbrauch in der energieintensiven Glasproduktion und senke die CO2-Emissionen des Unternehmens signifikant.
Planerische Herausforderung gemeistert
Die Installation der ORC-Anlage erfolgte in einem durchaus knappen Zeitraum von sechs Wochen durchgeführt werden. Eine Herausforderung währenddessen war zudem die sogenannte „Wannenrevision“, bei der die bedeutsame Glasschmelzwanne erneuert wird. „Diese Erneuerung der Glasschmelzwanne findet alle zwölf Jahre statt – das Timing war von besonderer Bedeutung”, hebt Christopher Link, Projektleiter bei E.ON, hervor.
Link ergänzt: „Die bei der Produktion entstandene Energie erneut zu verwenden und nicht ungenutzt an die Umwelt abzugeben, ist ein immenser Fortschritt in der Erweiterung der Wertschöpfungskette und bringt in diesem historischen Setting moderne Technik mit prägender deutscher Baukunst aus dem 20. Jahrhundert zusammen.
„Das gemeinsame Projekt mit E.ON und der Kristall-Glasfabrik Amberg GmbH zeigt eindrucksvoll, wie ORC-Lösungen eingesetzt werden können, um die Energieeffizienz zu steigern und Industrieprozesse wie die Glasproduktion nachhaltiger zu gestalten“, sagt Markus Lintl, Sales Director Europe bei Orcan.
Die Kristall-Glasfabrik Amberg produziert nach eigenen Angaben jährlich knapp 23 Millionen Kelch- und Kristallgläser als Tischware. Das Unternehmen beziffert den Gesamtenergiebedarf für die Glasproduktion auf circa 70 Gigawattstunden.