
Einblicke in das erste Referenzprojekt in Waltershausen: Die Eigenverbrauch-Station wird gesetzt und erste Technik auf der Baustelle installiert. Quelle: Tauber Energy GmbH
13.02.2025 – Mit der neuen Aufstellung der Tauber-Solar-Gruppe will das traditionsreiche PV-Unternehmen neue Energiemärkte im Bereich Großspeicher erobern. Auch dort führt am Netzanschlusspunkt kein Weg vorbei, wie Geschäftsführer Arne Weinig erklärt.
Als Tauber-Solar 2000 in Tauberbischofsheim gegründet wurde, war das Unternehmen ein Pionier der Solarenergie. Heute beschäftigt es mehr als 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und hat nicht nur eine bewegte (und erfolgreiche) Firmengeschichte hinter sich, sondern auch die Weichen für die Zukunft gestellt. Seit Herbst letzten Jahres gibt es mit der Tauber Energy ein neues Unternehmen in der Gruppe, das sich nun auf Freiflächen PV und Großspeicher konzentriert. Speicher haben sich als Ergänzung zur Solartechnik generell längst etabliert und sind bei Tauber-Solar in nahezu jedem Kundenprojekt in Industrie und Gewerbe ein Thema und kommen auch zunehmend zum Einsatz. Das Geschäftsmodell der Tauber Energy orientiert sich am Utility Scale, Projekten. Großspeichern werden hier im Sinne der Netzdienlichkeit oder für den flexiblen Stromhandel an der Börse eingesetzt.
Geschäftsmodell und Technologie synchron
Die Weichen dafür wurden unter anderem mit der Aufnahme von Arne Weinig als Mitgesellschafter im Jahr 2022 gestellt. Der Experte für Erneuerbare Energien und ehemalige Investmentbanker verfolgt das unternehmerische Ziel, neue Technologien, innovative Geschäftsmodelle und Finanzierungsfragen im Unternehmen zu synchronisieren und so die neuen Energiemärkte zu erobern. Finanziell und beratend unterstützt wird das Vorhaben von der Tethys Impact Energy GmbH aus Friedrichshafen unter der Leitung von Andreas Schell, die sich mit 25 Prozent an Tauber Energy beteiligt hat. „Die Organisation in einer neuen, eigenständigen Gesellschaft ermöglicht uns die flexiblen Strukturen, die im Bereich der Großspeicher und Freiland PV Anlagen notwendig sind“, sagt Arne Weinig.

Seit Januar 2022 ist Arne Weinig einer der vier Inhaber und geschäftsführender Gesellschafter der
TAUBER SOLAR Holding GmbH, wo er die Bereiche Business Development und
Personalentwicklung leitet. Quelle: Tauber Energy GmbH
Mit beiden Unternehmen bietet die Tauber-Solar-Gruppe die gesamte Wertschöpfungskette für Solar- und Speicherprojekte an – von der Planung über den Bau und Betrieb (O&M) bis hin zu Investment- und Co-Investment-Lösungen. Traditionell liegt der Schwerpunkt auf dem elektrotechnischen Teil der Anlagenplanung. Bei der Montage arbeitet das Unternehmenmit externen Partnern zusammen und fokussiert sich mit eigenen Leuten und langjährigen Ingenieurpartnern auf die Inbetriebnahme Themen. „Gerade bei Industrieprojekten stehen der Netzanschluss und die elektrischen Verbindungen im Mittelpunkt der Projekte“, sagt Weinig. Auch Themen wie Zertifizierung, technische Anschlussregeln oder Brandschutz, die im Wohnbereich keine große Rolle spielen, müssen berücksichtigt werden. Während Tauber-Solar auf industrielle und gewerbliche Kunden abzielt, stehen im Segment der Großanlagen vor allem Investoren und Stadtwerke im Fokus, die EPCM-Partner oder Co-Investitionspartner suchen.
Ein bereits realisiertes Projekt von Tauber Energy ist ein 10 MW/22 MWh Stand Alone Speicherprojekt in Thüringen. Tauber Energy betreibt diesen Speicher selbst und sorgt mit Partnern für den netzdienlichen Einsatz der Energie bzw. den (automatisierten) Verkauf an den Strommärkten.
Neue Geschäftsfelder
Weinigs Einstieg im Jahr 2022 war für das Unternehmen eine Zäsur. „Nach meinem Einstieg haben wir gemeinsam das gesamte Unternehmen einer gründlichen Überprüfung und Analyse unterzogen und sind schon vor dem Ausbruch des Ukraine-Krieges zu dem Schluss gekommen, dass bei Industriekunden Flexibilisierung und wirtschaftliche Anreize im Vordergrund stehen werden und auch Speicher eine wichtige Rolle bei Netzdienlichkeit und Stromhandel spielen werden“, sagt Weinig. Das alles, weil die Technologie inzwischen so weit gereift ist, weil regulatorische Maßnahmen wie die Einspeisevergütung nicht mehr die treibenden Kräfte sind und vor allem, weil die Wirtschaftlichkeit gegeben ist.

Starke Basis für Großes: Fundamente für über 20 Tonnen Lasten entstehen beim Referenzprojekt in Waltershausen.
Quelle: Tauber Energy GmbH
Der Eigenbetrieb von Großspeichern gehört daher in der ersten Phase des noch jungen Marktes zum Konzept. Die Realisierung erfolgt in Kooperation Investoren. Ähnlich wie bisher bei der Solar PV bildet Tauber Energy die gesamte Wertschöpfungskette von der Planung über die Baubegleitung bis hin zu Service und Wartung ab. Das Geschäftsmodell ist ein Schritt in die Energiezukunft mit allen Unwägbarkeiten. „Das Marktpreisrisiko liegt komplett bei uns, aber wir gehen davon aus, dass Großspeicher in Zukunft finanziellattraktiv bleiben und insbesondere in Kombination mit Solarprojekten einen Nutzen für den Stromverbraucher und damit auch attraktive Renditen erzielen können“, sagt Weinig.
Wichtig ist hier, wie auch bei Tauber-Solar, die Basis an elektrotechnischem Know-how. Die Steuerung des Speichers und die Vermarktung übernehmen in der Regel Partnerunternehmen, die als Vermarktungspartner auftreten. Die Großspeicher beginnen in der Regel bei 10 MW, es gibt aber auch Kunden, die kleinere Varianten mit etwa 2,5 MW Kapazität bestellt haben.
Dabei gilt: Je größer die Anlage, desto höher auch die technischen und regulatorischen Anforderungen aber auch desto größer die Skaleneffekte. Fast täglich kommen neue technologische Herausforderungen hinzu, so Weinig. Vor allem bei der Steuerung der Speicher, deren Grundlage eine reibungslose Integration des Gesamtsystems ist, gibt es noch viel zu tun. Während die einzelnen Bausteine eines Systems im Prinzip einfach sind, ist das
Zusammenspiel und die Einbindung in das gesamte Energiesystem anspruchsvoll. Auch die Betriebsphase birgt Herausforderungen, etwa bei der Erfassung des State of Health (SoH), also des Gesundheitszustandes der Batterie. „Eine entsprechende Analyse und enges Monitoring ist aus unserer Sicht hier unerlässlich“, sagt Weinig.

Wechselrichter- und Trafostationen mit jeweils 4 MW werden für das Referenzprojekt in Waltershausen installiert. Quelle: Tauber Energy GmbH