04.06.24 – Das Unternehmen The Mobility House wächst auf allen Ebenen. Damit werden Elektroautos zum aktiven Bestandteil
des modernen Energiesystems.
Es ist eine einfache, aber für die Energiewende entscheidende Frage: Sind Elektroautos Fahrzeuge, bei denen der Verbrennungsmotor durch einen Elektromotor ersetzt wurde? Oder sind sie flexible, mobile Stromspeicher? In der öffentlich-medialen Diskussion dominiert meist Ersteres. Doch die zweite Lesart der mobilen Energiespeicher gewinnt derzeit an Fahrt. Ein wichtiger Akteur dabei ist The Mobility House. Das Stuttgarter Unternehmen ist selbst Vorreiter beim Aufbau von E-Ladeinfrastruktur. Kürzlich ist mit der RheinEnergie ein Energieversorger als Investor eingestiegen, der das Potenzial der mobilen Speicher als strategisch wichtigste Infrastruktur der Energie- (und Verkehrs-)wende sieht. Was steckt also hinter dem Ansatz von The Mobility House und hinter dem Verständnis des Autos als Teil des Energienetzes (Vehicle-to-Grid (V2G))?
Ganzheitliche Optimierung des Energiespeichersystems
Energiespeicher sind der Schlüssel zur Energiewende. Die in Fahrzeugen verbauten Stromspeicher fungieren bei V2G als leistungsfähigste dezentrale Batterie im Versorgungssystem. Fahrzeuge stehen durchschnittlich 23 Stunden am Tag und können in dieser Zeit als temporäre Kurzzeitspeicher innerhalb der Energieinfrastruktur fungieren – sei es an privaten Wallboxen, an halböffentlichen Ladepunkten wie Supermärkten oder an privatwirtschaftlichen Infrastrukturen wie Firmenparkplätzen. Sie können als Energielieferant für die industrielle Produktion, die gewerbliche Wärmeerzeugung oder auch für die Bereitstellung von Regelenergie am Strommarkt genutzt werden.
Dieses energetische Potenzial kann verschiedenen Akteuren Nutzen und Optimierungspotenzial bieten. Mit profitieren können die Fahrzeugbesitzer:innen selbst. Die notwendige Infrastruktur für Steuerung, Regelung und Kommunikation ist schon vorhanden, auch die gesetzlichen Regelungen sind bereits umgesetzt oder in Vorbereitung. Entscheidend für die Skalierung der rund 15 Jahre alten V2G-Idee in die Alltagspraxis ist eine intelligente Software für ein übergreifendes Energiemanagement. Genau hier liegt die Kernkompetenz von The Mobility House. Es bietet Unternehmen und anderen Marktrollen im Energiemarkt die Möglichkeit, ihre Ladeinfrastruktur wirtschaftlich zu betreiben.
Rund um die V2G-Technologie baut das Energieunternehmen The Mobility House sein Angebot kontinuierlich aus. Dabei spielt auch Second Life eine Rolle. The Mobility House vermarktet inzwischen auch Groß- und Industriespeicher für Dritte, etwa für den europäischen Regelleistungs- und Energiemarkt. Seit 2015 optimiert das Unternehmen die dafür notwendigen Handelsalgorithmen.
„Pro Batterie und Jahr, also pro Fahrzeugbatterie, haben wir im Durchschnitt über alle unsere Batterien im Jahr 2021 rund 1.500 Euro verdient, im Jahr 2022 sogar 2.500 Euro“, sagt Fendt. Bereits seit 2015 vermarktet das Unternehmen die 1st- und 2nd-Life-Autobatterien seiner eigenen Speicher, die gemeinsam mit namenhaften Partnern wie Renault oder Mercedes aufgebaut wurden. Inzwischen liefern rund 4.500 Elektroautobatterien mit einer Leistung von mehr als 100 Megawatt Strom für die Energiemärkte.
Auch qualitativ geht das Konzept auf. Für das Jahr 2023 rechnet das Unternehmen mit einer Steigerung der Erlöse pro Megawatt um 78 Prozent, was weit über dem Branchendurchschnitt liegt. Die Optimierung des Energiemanagements wirkt dabei in alle Richtungen, auch die Lade- und Entladevorgänge werden im Hinblick auf Langlebigkeit und Leistungsfähigkeit des Speichersystems gesteuert, um Alterung und Verschleiß zu minimieren. So entsteht eine kontinuierliche Überwachung des Betriebs- und Gesundheitszustandes der Batterien auf Basis eines zentralen Expertensystems, in das auch neueste Erkenntnisse über die Besonderheiten der batteriespezifischen Eigenschaften einfließen. „Seit 2015 verbessern wir unsere Algorithmen kontinuierlich in Zusammenarbeit mit Batterie-Expert:innen aus der Automobilindustrie“, sagt Geschäftsführer Marcus Fendt.
Zwei Dienstleistungen stehen zur Auswahl: Das Produkt „Trading as a Service” konzentriert sich auf den kurzfristigen Handel und kann an eine bestehende Vermarktungsform angedockt werden. Vor dem Hintergrund der derzeit stark rückläufigen Auktionserlöse in der Primärregelleistung können Anlagenbetreiber mit diesem Angebot ihre sinkenden Erlöse kompensieren.
Das Produkt „Route to Market Service” übernimmt als ganzheitliche Lösung die umfassende Vermarktung des Speichers – von der Vermarktung an Regelleistungsmärkten über die lokale Ansteuerung des Speichers bis hin zur Optimierung im Kurzfristhandel. Auf Wunsch können weitere Einzelleistungen wie die Unterstützung bei der Befreiung von Abgaben und Umlagen oder ein Präqualifizierungsservice hinzugebucht werden.
Technologie-Stack
Das von The Mobility House entwickelte Technologieportfolio deckt alle Bereiche des modernen Energiemanagements ab. In einem ersten Schritt bündelt der cloudbasierte FlexibilityAggregator Speicher- und Flexibilitätspotenziale zu einem Portfolio. Im nächsten Schritt kümmert sich der FlexibilityTrader darum, dieses gebündelte Portfolio auf Basis von KI-basierten Algorithmen gewinnbringend an den Leistungs- und Energiemärkten zu vermarkten. Seit kurzem übernimmt The Mobility House auch für Dritte die Vermarktung von stationären Speichern an den europäischen Energiemärkten.
Dazu gehört auch Regelleistung, eine Aufgabe, die bisher fast ausschließlich fossilen Energieträgern vorbehalten war. Gemeinsam mit dem langjährigen Partner Fenecon hat The Mobility House in der Nähe von Lübeck auf dem Gelände eines Umspannwerks einen Batteriespeicher (bestehend aus Batterien von Elektroautos) mit 17 Megawatt installierter Leistung und 18 Megawattstunden Kapazität realisiert – eine Größe, die nicht nur für den Energiehandel (Day Ahead und Intraday), sondern auch für die Primärregelleistung (FCR) geeignet ist.
V2G als Teil von Industrie 4.0
The Mobility House entwickelt das Management dieses neuartigen Energiesystems kontinuierlich weiter, z.B. durch die Verfeinerung der Algorithmen für die Energievermarktung. Solche Funktionen können bereits heute in ein betriebliches Energiemanagement integriert werden. Bauen Unternehmen beispielsweise eine Ladeinfrastruktur auf Firmenparkplätzen auf, können die Kapazitäten der parkenden Fahrzeuge sowohl für die Energievermarktung als auch für lokale Anforderungen wie Peak Shaving oder Demand Side Management einbezogen werden. „Unser Konzept ist adaptierbar für moderne Industrie 4.0-Ansätze, bei denen Eigenverbrauch, Energievermarktung und Energiebezug intelligent aufeinander abgestimmt werden“, so Fendt. (sg)
www.mobilityhouse.de